Emil Holczer träumt von der MLB-Karriere

Baseball: Der Elfjährige von den Herrenberg Wanderers trainiert in München mit dem deutschen Starspieler Max Kepler von den Minnesota Twins.

Max Kepler? Emil Holczer schüttelt den Kopf. „Ich habe ihn vorher nicht gekannt“, sagt der Elfjährige. In seiner Sportart ist der Deutsche eine große Nummer, und doch kennen ihn hierzulande fast nur eingefleischte Baseball-Fans. Der 28-Jährige spielt in der Major League Baseball (MLB) für die Minnesota Twins. Als er dort als Teenager 2016 einen Vertrag unterschrieb, hatte Kepler angeblich 16 Angebote von US-amerikanischen Proficlubs vorliegen. Allein für seine Unterschrift soll er 800000 Dollar kassiert haben. Heute beläuft sich das Jahres-Grundgehalt des First Baseman angeblich auf sieben Millionen Dollar. Emil Holczer schaut unbeeindruckt und zuckt mit den Schultern. Spielt für ihn keine Rolle. Viel cooler findet er, dass er vor kurzem mit Kepler in München trainieren durfte. Das Käppi und das Shirt mit den Autogrammen des Stars hängen zu Hause im Wohnzimmer. Und vermutlich wäre auch ein Bild mit Emil und Kepler dabei. Doch die Eltern der Kids kamen aufgrund der Corona-Regeln nicht so nah heran.

Die Ausschreibung für das Camp hatte Emils Mutter Sarah Holczer irgendwo im Dickicht der Social-Media-Kanäle entdeckt. In Berlin und München gab es drei sogenannte Masterclasses mit Kepler – drei Einheiten, an denen jeweils 45 Kids teilnehmen durften. Die Glücklichen wurden unter den Bewerbern ausgelost. „Über 250 Kinder haben sich pro Durchgang beworben“, sagt Sarah Holczer. Emil brauchte sie nicht lange begeistern für das Projekt. „Ich fand das cool“, meint er. Und er hatte das Glück, eine Zusage zu bekommen.

Zwei Stunden lang hat Kepler zusammen mit Markus Solbach von den L.A. Dodgers mit den Kindern trainiert. „Ich habe ihn mir ganz anders vorgestellt“, sagt Emil Holczer. „Ich habe gedacht, er trägt die Kleidung von seinem Verein.“ Ganz leger in unspektakulären Trainingsklamotten und ohne Allüren trat Kepler auf, der in der deutschen Bundesliga einst für die Regensburg Legionäre gespielt hat. „Er war voll nett und hat sich viel Zeit genommen“, erzählt Emil Holczer, der selbst auch im Outfield an der zweiten Base spielt. Vor zwei Jahren ist er durch einen Freund zu den Herrenberg Wanderers gekommen. „Er hat mich mitgenommen und es hat mir Spaß gemacht.“ Nicht erst seit dem Treffen mit Max Kepler steckt der Traum im Hinterkopf, irgendwann Baseball-Profi zu werden. „Ich möchte auch einmal in der MLB in Amerika spielen“, sagt Emil Holczer, der zurzeit die sechste Klasse der Vogt-Heß-Schule besucht. Die Begeisterung für Baseball teilt er mit seinem Vater Florian Holczer und den beiden Schwestern Stella und Zoey. Alle drei sind auch bei den Wanderers aktiv. Mutter Sarah Holczer, die für die SPD im Herrenberger Gemeinderat sitzt, ist der größte Fan ihrer Sportler. Und sie hätte vermutlich nichts dagegen, wenn es Emil in die MLB schaffen würde. Dann kann im heimischen Wohnzimmer das Käppi von Max Kepler gegen eins von Emil ausgetauscht werden.