Samstagvormittag auf dem Sportgelände der Herrenberger Wanderers. Die Sonne knallt vom Himmel und lässt die grün-weißen Trikots der kleinen Nachwuchs-T-Ball-Spieler leuchten. Die Kinder nehmen ihre Position ein. Die einen schauen todernst, die anderen können ein Kichern nicht unterdrücken und winken den Eltern im Zuschauerbereich zu. Dann folgt der erste Schlag. Die Eltern jubeln. Die Kinder rennen. Neben dem Baseballplatz stehen die Spieler der anderen Mannschaften Schlange, um Pommes zu kaufen und Burger zu belegen. Ein paar ältere Geschwisterkinder üben im Hintergrund das Werfen mit einem Baseball.
Das erste T-Ball-Turnier der Wanderers verläuft sehr idyllisch. Eine Veranstaltung für Kinder, bei der die Kinder auch die Protagonisten sind. Einzig die Fritteuse zickt zwischendurch mal herum. „Aber wir sind schließlich Baseballspieler, keine Köche“, zuckt Wanderers-Präsident Julien Eickelmann mit den Schultern. Ein bisschen nervös waren die Wanderers im Vorfeld schon. Das Turnier findet nämlich nicht nur zum ersten Mal statt, sondern ist mit sechs antretenden Mannschaften auch gleich das größte in Baden-Württemberg. Und da es für die kleinsten Vereinsmitglieder gedacht ist, mussten vorab einige Anpassungen vorgenommen werden.
„Wir mussten zum Beispiel die Felder vorbereiten und verkleinern“, erklärt Julien Eickelmann. Bei den Erwachsenen beträgt die Base-Distanz 27 Meter. Bei den Kindern dagegen nur 15. Auch die Bewirtung sei eine Herausforderung gewesen. „Man weiß ja vorher nie, wie viele Leute kommen und wie viel Essen und Getränke man braucht.“ Letztendlich hat aber alles gut geklappt. Was nicht zuletzt an den rund 30 ehrenamtlichen Helfern liegt, die mit anpacken. „Der Zusammenhalt hier ist riesig“, sagt Eickelmann. „Alle verstehen sich als ein Team.“
Diese Einstellung wird auch mannschaftsübergreifend gelebt. So konnten zum Beispiel die Bretten Kangaroos nicht genug Spieler für eine Mannschaft zusammenbekommen. Statt die Brettener deshalb einfach auszuschließen, leihen die Teams, die gerade spielfrei haben, der Mannschaft einfach ein paar Kinder aus. „Für die Kids ist das cool, dann dürfen sie noch mal aufs Feld“, sagt Eickelmann. „Bei uns hilft man sich eben gegenseitig.“ Genau darum geht es auch beim T-Ball. Die Kleinsten sollen auf spielerische Weise ins Vereinsleben hineingeführt werden und lernen, wie wertvoll Zusammenhalt sein kann. So tiefgehende Gedanken haben die jungen T-Baller während des Turniers noch nicht. So freut sich zum Beispiel William in erster Linie darüber, dass seine Mannschaft das erste Spiel gewonnen hat. „Aber es war ein bisschen anstrengend, weil es so heiß war“, sagt der sechsdreiviertel-Jährige.
Zum Sieg beigetragen hat unter anderem auch der sechsjährige Alessio. „Ich war der Einzige, der einen Homerun gemacht hat“, berichtet der Junge stolz. Vom Turnier zeigt sich Alessio begeistert. „Mir macht alles Spaß, werfen, schlagen und rennen – aber vor allem Homeruns.“ Ein Spieler mit Erfahrung ist der siebenjährige Santiago. Für ihn ist es schon das dritte Turnier, erzählt er, während er seine Pommes verputzt. „Aber das Turnier hier ist cool“, lautet seine Rückmeldung. „Die Gegner sind schwach.“
Die neunjährige Zoey ist dagegen schon seit knapp fünf Jahren T-Ball-Spielerin. „Mein Bruder spielt Baseball“, verrät sie. „So bin ich auch in den Verein gekommen.“ Eigentlich sieht sich Zoey auch eher als Baseballerin. T-Ball sei aber auch in Ordnung. Warum? „Kann ich gar nicht sagen“, grinst sie. „Mir gefällt alles.“ Zoey ist übrigens eines der wenigen Mädchen, die aktuell zum T-Ball-Team der Wanderers gehören. Bei den Kindern sind die Mannschaften noch gemischt. „Das ändert sich dann etwa ab der Jugend“, weiß T-Ball-Trainerin Fiona Schneider. „Irgendwann wechseln die Jungs meistens zum Baseball und die Mädchen bleiben beim T-Ball.“ Für sie geht es dann irgendwann zum Softball, der weiblichen Variante der Sportart.
Trotz Homerun-König Alessio, schaffen es die Wanderers zwar nicht, am Ende den Sieg zu holen. Stattdessen wird es Platz drei. „Das Turnier war aber ein voller Erfolg“, so das Fazit von Julien Eickelmann. Alle Teams seien begeistert gewesen und wollen nächstes Jahr wiederkommen. „Die Kids waren am Ende ganz schön platt, haben sich aber noch riesig auf die Siegerehrung gefreut.“
Erschienen im Gäubote am 20.06.2023, geschrieben von Jenny Schwarz